Das »Zehn Alben«-Konzept« ist in Bezug auf Zappa ein Witz – ich könnte alleine von ihm zehn Alben hernehmen. 53 waren es, als ich 1987/88 endlich sagen konnte, dass ich alle (offiziellen) Alben besaß, die von den Mothers Of Invention oder Frank Zappa bis dahin veröffentlicht wurden – von »Freak Out!« (1966) bis »Jazz From Hell« (1986). Einige auf Vinyl oder CD, die meisten allerdings lediglich als Kassettenkopien – die Frucht von ca. fünf Jahren mühevoller Sammelarbeit und Kontaktknüpferei bis hin zur Bestechung/Erpressung: Eine große Lücke von mehreren Alben (als Kopie) konnte ich nur durch Überreichen eines ordentlichen Dope-Fuffies schließen, was mich damals echt forderte, finanziell und beschaffungstechnisch – an die entsprechenden Zappa-LPs regulär zu gelangen, war aber noch schwieriger …
Frank Zappa ist für mich ein musikalisches Wunderkind, der fast alles, was er anfasste, in klingendes Gold verwandelte, und nicht nur souverän zwischen den Genres hin- und hersprang, sondern sie auch bastardisierte und über ihre jeweiligen Grenzen hinausführte, so dass bald für (ultra-)komplexe, ungewöhnliche Arrangements in U- oder E-Musik der Begriff »zappaesk« geprägt wurde. Er war nie Freak oder Hippie, sondern ein konzentrierter Arbeiter – und nahm kein Blatt vor den Mund. Das macht viele Alben zwischen 1974 und 1984 für Menschen, die die Texte verstehen, oft unerträglich: Keine Zote wird ausgelassen, keine Schmähung, keine Beleidigung – aber eben auch keine gesellschaftliche Gruppe, über die er mit Hohn und Spott herzieht. Anfang der 1990er Jahre, kurz vor seinem viel zu frühen Tod, hat er sich noch stärker zum E-Musik-Betrieb hingewendet, Triumphe gefeiert und die verdiente Anerkennung gefunden – mit seinen Instrumentalwerken für klassische Ensembles und Orchester.
Auf »Waka/Jawaka«, einem in Fan-Kreisen vermutlich nicht ganz vorne rangierenden Album von 1972, hat mich das 11-minütige Titelstück am Ende der zweiten Seite vom ersten Hören an in seinen Bann geschlagen und nie mehr losgelassen – noch heute, 30 Jahre nach dem Erstkontakt, läuft das Stück mehrmals jährlich (und dann oft auch mehrmals hintereinander). Zappas Version der Rock/Jazz-Fusion, die er auf einer weiteren LP aus dem gleichen Jahr (»The Grand Wazoo«) noch deutlicher ausbreitete, gehört für mich zum Besten aus diesem Genre – im Stück »Waka/Jawaka«, das ohne Intro sofort losprescht, sind es die Bläser und das Moog-Solo von Don Preston, die mir bei jedem Hören immer wieder zuverlässig Gänsehaut bescheren.
PS: Mit »bekennenden« Zappa-Fans habe ich recht wenig am Hut.