9/10. D.D.A.A.: »Action And Japanese Demonstration« (1982)

Nochmal »Beifang« – auf der Jagd nach Zappa-Alben lernte ich einen Gleichaltrigen kennen, Gnag genannt, der mir diese Platte auf Kassette kopierte. Das Kürzel D.D.A.A. (natürlich ein Anagramm von Dada) steht für Déficit Des Années Antérieures, und das französische Trio gehört seither ebenfalls zu den Gruppen, deren Veröffentlichungen regelmäßig in meiner Sammlung landen und bisher nie enttäuscht haben, auch wenn die Qualität zuweilen schwankte und es zwei längere Phasen gab (1990er, 2000er), in denen es verdächtig still wurde.

In Deutschland wurde der Begriff der »Genialen Dilletanten« (Schreibfehler beabsichtigt) geprägt von Wolfgang Müller (Tödliche Doris), um solche Musik zu beschreiben: Primitiv, als ob Kinder sich eines Aufnahemstudios bemächtigt hätten, ohne jegliche Scheu vor Peinlichkeiten, ohne Wissen um Arrangement, Melodie oder Harmonie. Der Gesang ähnelt ebenfalls dem von Kindern, die ihnen fremde Sprachen durch eine Art Lautmalerei nachzuahmen versuchen.

Nach zwei Kassettenveröffentlichungen (1979/1981) erschien mit »Action And Japanese Demonstration« 1982 der erste Longplayer auf Vinyl, in einem selbstgebastelten Cover, und der Name ist Programm: Eine naive Hommage an Japan, auf der westliches Billig-Equipment wie japanische Instrumente klingt, dazu ein Gesang, der meistens Nonsens ist, aber das kongeniale Topping auf den gezupften, geklopften und gestrichenen Arrangements bildet. Primitivismus, wie ihn die deutschen Kollegen von Der Plan etwa gar nicht hinbekommen konnten, weil sie viel zu viel musikalische Kenntnisse hatten. »Action …« ist auch ein hervorragender Lackmustest – wer hier nicht einknickt, der ist bereit für die unendlichen Weiten der allerobskursten Musik.