7/10. Rip Rig & Panic: »God« (1981)

Diese Platte hat doppelte Bedeutung in meiner Sammlung: Zum einen war sie ein klassischer »Beifang«, d.h. ich war auf der Suche nach (der Kassettenkopie) einer bestimmten Platte (welche, weiß ich heute gar nicht mehr). Das war 1987/88, der Vermieter meiner damaligen Freundin besaß diese Platte, und er zog mir eine Kopie, nicht ohne zu fragen: »Kennst Du die?« … und spielte mir das Debüt von Rip Rig & Panic vor, »God« (1981): Eine wilde Mischung aus (Post-)Punk, Funk und Jazz – nicht der kühle Swing, der sich in die New Wave der 1980er einschlich, eher Free Jazz mit überblasenem Saxophon und quirligem Klavier. Dermaßen auf Speed, dass das Album folgerichtig als Doppel-12″ (45 RPM) herauskam.

Zum anderen jagte ich dieser Platte tatsächlich ab da zwei Jahrzehnte lang hinterher – Plattenläden, Secondhandläden, Flohmärkte: Ich war in wirklich vielen Läden und habe fast alles, was ich suchte, immer irgendwo irgendwann gefunden. Aber diese nie, nicht mal überteuert. Unglaublich. Dabei war sie noch nicht mal bei einem obskuren Indie erschienen, sondern bei Virgin … Irgendwann lieh mir ein anderer Freund sein Exemplar, und ich fertigte mir eine digitale Aufnahme, die mir nicht optimal gelungen war (was ich erst nach Rückgabe des Originals bemerkte). Sogar in iTunes tauchte sie irgendwann auf, für einen Zehner holte ich sie mir dort – wieder nur digital. Irgendwann begriff ich aber, dass Discogs, wo ich meine Plattensammlung weitgehend katalogisiert habe, ja auch ein riesiger Second-Hand-Markt ist – vor zehn Jahren fand ich dort ein quasi neuwertiges Exemplar in den Niederlanden für 30 Euro. Puh …

Da wusste ich dann auch schon lange, dass Gareth Sager und Bruce Smith zuvor bei der Pop Group waren, einer enorm einflussreichen, hochpolitischen Post-Punk-Gruppe, deren deutlich roheres Oeuvre Pflicht ist für Freunde des Genres. Dass Neneh Cherry sich bei Rip Rig & Panic ihre ersten Sporen als Sängerin verdiente, bevor sie Mitte der 1980er eine erfolgreiche Solo-Karriere einschlug. Dass der Bandname sich auf den Titel eines klassischen Jazz-Albums bezog … und dass die beiden Nachfolge-Alben zu »God«, »I Am Cold« (1982) und »Attitude« (1983), leider gar nicht an die wilde, zeitlose Qualität des Debüts ranreichen. Darum waren sie auch viel leichter zu finden, viel früher schon und viel billiger …