Der Autor

Mein Name ist Jochen Kleinhenz, ich wurde in einem fränkischen Rhöndorf geboren, 1968 – in dem Jahr, in dem sich mein Vater 21-jährig sein erstes Tonbandgerät kaufte, ein Grundig TK 247 DeLuxe Stereo.
Dieses Tonbandgerät war lange Zeit, zusammen mit einem kleinen Mono-Radiogerät, die Medienzentrale in unserem kleinen Haushalt, Jahre bevor ein TV-Gerät angeschafft wurde.

In meiner Kindheit spielte dieses Tonbandgerät nur eine Nebenrolle – der (Radio-)Kassettenrekorder meines jüngsten Onkels war weit weniger streng reglementiert als der Gebrauch des Tonbandgeräts, vor allem der empfindlichen Bänder, und Schallplatten spielten in unserer Familie gar keine Rolle. Auch ich bekam kurz nach meiner Einschulung den ersten Kassettenrekorder, mit dem ich anfing, ausgewählte Musikstücke von Radiosendungen mitzuschneiden. Ich würde mich ja gerne als frühen Club 16-Fan outen, aber das war ich nie – Bayern 3 lief bei mir rauf und runter, noch bis in die frühen 1980er Jahre, und damit beschränkte sich mein Input auf die »Schlager der Woche« (freitags, moderiert von Thomas Brennicke) und »Pop nach 8« (täglich, moderiert von Thomas Gottschalk). Das war natürlich ziemlicher Mainstream, aber Brennicke war letztlich in der Auswahl an die Top 10 gebunden – und Gottschalk hat hin und wieder wirklich seltsame Stücke gespielt (wenn auch meistens nur einmal). Stücke, die mich berührten und die sonst keiner auf Kassette hatte im Dorf – etwa »White Shadow« von Peter Gabriel, »Sound and Vision« von David Bowie oder »Nice ’N’ Sleazy« von den Stranglers …

1978 wechselte ich auf das Gymnasium im 25 Kilometer entfernten Münnerstadt – und damit auch in das dortige Internat der Augustiner. War mein jüngster Onkel bis dato der größte Einfluss (bzw. seine Kassetten, vor allem mit Beatles gefüllt), fand ich mich nun inmitten unzähliger »Onkels« – im Internat gab es mehrere Aufenthaltsräume für unterschiedliche Altersstufen, alle mit Stereo-Anlage ausgestattet. Plötzlich war der Input enorm, sowohl qualitativ als auch quantitativ, und fast das ganze Spektrum an populärer Musikkultur verfügbar – nicht mehr nur in einzelnen Songs, sondern albenweise. Immer mehr Taschengeld floss in Leerkassetten, die sich schnell in eine stattliche Sammlung an »Privatkopien« verwandelten. Hin und wieder kaufte ich auch eine Vinyl-LP, um selbst etwas bieten zu können im Tausch gegen Kassettenkopien, aber das blieb überschaubar.

Als ich meine erste eigene Stereo-Anlage kaufte, 1986, ging dafür der ganze Verdienst eines Sommerferienjobs drauf, ca. 2500 DM. Kassettendeck, Verstärker, Boxen, Plattenspieler – in der Reihenfolge ihres Preises. Den Plattenspieler musste ich allerdings schnell tauschen, das billig(st)e Onkyo-Teil übertrug die draußen vorbeifahrenden Traktoren als Brummen penetrant in meine Aufnahmen. Also musste ein Dual CS 505-2 her …
Zu diesem Zeitpunkt, 1986, besaß ich ca. 30 LPs und etwa 150 Kassetten (C-90, d.h. je Kassette ein Doppelalbum bzw. zwei Alben).

Die ganze Eskalation meiner Sammlung, die Wandlungen und auch die Verirrungen will ich in diversen Beiträgen hier auf Tricktaste beleuchten, im Moment dieser Niederschrift (März 2020) umfasst meine Tonträger-Sammlung ca. 5500 Exemplare (Originale, keine Kassettenkopien), wovon der Löwenanteil mit nahezu 3000 Exemplaren auf Vinyl entfällt – und in der sich auch ein Wachszylinder befindet (veröffentlicht im Jahr 2010!).

Meine Sammlung ist in weiten Teilen in meinem Benutzerprofil bei Discogs einsehbar.

Daneben werde ich sukzessive hier frühere eigene Texte veröffentlichen, die i.d.R. in Magazinen oder Büchern erschienen sind, wenn auch überwiegend aus archivarischen Gründen und, wo nötig, mit Bemerkungen versehen: Nicht alles hat den »test of time« wirklich bestanden, andererseits gibt es für mich keinen Grund, »Jugendsünden« zu verheimlichen – ich stehe dazu, werde sie aber als solche kennzeichnen.

PS: Ich besitze auch Tonbandgeräte – an die 20 Stück zu meinen besten Zeiten, und immer noch ein Grundig TK 125 DeLuxe – mit der namensgebenden »Tricktaste«! Diese offene Technik hat mich immer fasziniert, und eines der schönsten Erlebnisse war, als ich das alte Grundig TK 247 meines Vaters hier in Würzburg zur Reparatur geben wollte und es zuvor in meinem Büro an den Strom anschloss und testweise in Betrieb nahm: Das vertraute Summen des Motors wurde überlagert von einem noch viel vertrauteren Geruch nach Schmieröl … das hatte ich seit Jahrzehnten nicht mehr gerochen, und trotzdem fühlte ich mich sofort wohl: Stallgeruch, mal anders. Das Gerät war leider nicht reparabel, da das gusseiserne Chassis im Inneren, auf dem alle Teile montiert sind, gebrochen war – Materialermüdung und damit ein Totalschaden, der viele dieser alten Maschinen leider ereilt.